1888, der Weg der Adventisten


Zum Erlösungsplan bezüglich 1888 schrieb Ellen G. White:

“Der Herr hat seinem Volk durch die Brüder Waggoner und Jones eine herrliche Botschaft gesandt; sie soll allen Menschen den Heiland als das Opfer für die Sünden der ganzen Welt vor Augen stellen; sie gibt uns die Gewissheit der Gerechtigkeit Christi anzunehmen, die sich in seinem Gehorsam gegenüber allen Geboten Gottes offenbart hat. Viele [Adventisten] hatten Jesus aus den Augen verloren. Es war notwendig, ihren Blick wieder auf den Sohn Gottes zu lenken, auf seine Verdienste und auf seine unwandelbare Liebe zu allen Menschen ... Gott will, dass diese Botschaft allen Menschen verkündet wird. Sie ist die dritte Engelsbotschaft, die mit lauter Stimme bekannt gemacht und von der Ausgießung des heiligen Geistes in Fülle begleitet werden soll.” - Testimonies to Ministers, 91f

 


1888, der Weg der Adventisten, ein wichtiges Jahr in der Adventgeschichte

Die Generalkonferenz in Minneapolis


“Wenn Jesus nicht im Herzen wohnt, ist religiöser Dienst nur toter, kalter Formalismus ...”
(Review and Herald, 17. April 1888.)

  • "Die Sitzung der Generalkonferenz von 1888 wurde vom 17. Oktober bis 4. November in Minneapolis, Minnesota, einberufen. Zuvor fand ein einwöchiges Bibelseminar statt, auf dem darüber diskutiert wurde, ob die Hunnen oder die Alemannen eines der zehn Königreiche aus Daniel 2 und 7, sowie aus Offenbarung 13 darstellten. Uriah Smith, der Herausgeber von Review and Herald nahm dazu eine bestimmte Stellung ein und A. T. Jones, der Herausgeber von Signs of the Times, eine andere. E. J. Waggoner, von der Pacific Press, leitete Studien über die Versöhnung und das Gesetz Gottes, und der Älteste Jones präsentierte die Rechtfertigung durch den Glauben. Diese Diskussionen dauerten bis in die Sitzung hinein an und gelegentlich kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Einige der Prediger waren eher zur Konferenz gekommen, um gewisse Fragen zu debattieren, statt die Wahrheit zu studieren. Ellen White appellierte an alle, diese Präsentationen mit offenem Herzen und klarem Verstand anzugehen. Sie forderte eindringlich dazu auf, die umstrittenen Themen sorgfältig und unter Gebet zu studieren."
    Testimonies to Ministers and Gospel Workers, S. XXIII.

“Der Zustand derer, die Gottes Volk zu sein vorgeben, spricht lauter als ihr Bekenntnis; es ist ein Anzeichen dafür, daß irgendeine Macht das Ankerseil, mit dem sie an dem ewigen Felsen Halt gefunden hatten, durchgeschnitten hat, so daß sie ohne Karte und Kompaß der See zutreiben.” (Review and Herald, 24. Juli 1888.)

Wenige Wochen vor der Generalkonferenz in Minneapolis sandte der Herr folgende Botschaft als eindrucksvollen Höhepunkt aller Belehrungen, die er zur damaligen Zeit allmonatlich über das Thema “Christus, unsere Gerechtigkeit” gegeben hatte: “Welches ist die Aufgabe eines Dieners des Evangeliums? Das Wort der Wahrheit recht zu teilen; nicht ein neues Evangelium zu erfinden, sondern das Evangelium, das er empfangen hat, recht zu vermitteln ...

Der Hauptinhalt unserer gesamten Verkündigung muß die Sendung und das Leben Jesu Christi sein . . .“
(Review and Herald, 11. September 1888)

Man sollte annehmen, sie seien damals genug vorbereitet worden, diese zeitgemäße, begeisternde Botschaft der Erweckung und Reformation mit Freuden und Dankbarkeit aufzunehmen, zumal der Geist der Weissagung gerade diese Botschaft der Rechtfertigung durch den Glauben offen und sehr ernst und eindringlich verkündigte.

Zuerst wurde die Feststellung getroffen: “Wer kann sagen, welchen Aufschwung die Gemeinde und die Sache Gottes genommen hätten, wenn diese Botschaft von der Gerechtigkeit durch den Glauben damals allgemein voll und ungeteilt aufgenommen worden wäre? Und wer kann den Schaden ermessen, den die Gemeinde dadurch erlitten hat, daß viele diese Botschaft nicht annahmen? Erst die Ewigkeit wird ihn zeigen!” (Christus, unsere Gerechtigkeit, S. 27.)

In dem Büchlein “Christus, unsere Gerechtigkeit” wird diese Botschaft von 1888 als eine “Botschaft von überragender Bedeutung bezeichnet und dazu die Erklärung gegeben:

“Im Jahre 1888 kam zur Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten eine sehr klare Erweckungsbotschaft. Sie wurde damals als

‚die Botschaft der Gerechtigkeit durch den Glauben’

bezeichnet. Sie selbst, aber auch die Art, wie sie erschien, machten auf Prediger und Glieder einen tiefen und bleibenden Eindruck, den die seither vergangene Zeit nicht aus dem Gedächtnis auslöschen konnte ...
Von Anfang an drückte der Geist der Weissagung dieser Botschaft und ihrer damaligen Verkündigung das Siegel der Gutheißung auf.”

Wir lassen nun an dieser Stelle Berichte von Augenzeugen und Auszüge vom General-Konferenz-Bulletin vom Jahre 1893 folgen, um zu zeigen, wie wichtig gerade diese Konferenz und wie entscheidend diese Botschaft war, die durch ihre verschiedene Aufnahme den weiteren Verlauf der Adventbewegung beeinflußte.

Die Botschaft “Christus unsere Gerechtigkeit” wird vorgetragen Aussage von Elder (Ältester) Nash:

“Der Schreiber dieses kleinen Traktates wohnte der Minneapolis-Konferenz von 1888 bei, wo er viele Dinge, die getan und gesprochen wurden, sah und hörte. Frau E. G. White sowie Dr. E. J. Waggoner und Elder A. T. Jones aus Kalifornien waren anwesend. Waggoner und Jones hatten die Aufgabe, die allmorgendlichen Weihestunden während der Konferenz zu halten. Sie lehrten in der allereinfachsten und freundlichsten Weise, daß Jesus, das Lamm Gottes, alle unsere Sündenlast auf sich selbst nahm und für uns sein Leben gab; daß ER unsere Schuld abtrug und uns befreite; daß ER alle unsere Sünden wegnahm und uns seine Gerechtigkeit dafür gab; daß ER unsere unflätigen Kleider wegnahm und uns sein weißes Gewand der Gerechtigkeit dafür gab. Welch ein wunderbarer Tausch!”

“Als Christus so als die einzige Hoffnung der Gemeinde und aller Menschen erhöht wurde, standen fast alle unsere ältesten Prediger in vereinigtem Widerstand gegen sie. Sie versuchten, die Botschafter davon abzuhalten, die Lehre von der Glaubensgerechtigkeit noch weiter vorzuführen und zu diskutieren, und als Schw. White ihnen dann mitteilte, daß es die Vorsehung Gottes war, die die Brüder Waggoner und Jones geführt hatte, dieses Thema deutlich zu verkündigen,
wählten die Oppositionsbrüder einen Mann, Elder J. H. Morrison, der die Meinung der Gegenseite vertreten sollte.

Es wurde vereinbart, daß Elder Waggoner und Jones auf seine Rede antworten sollten. Elder Morrisons Rede befaßte sich offen und deutlich mit den zwei Bündnissen, mit Pauli Darstellung von der Magd und der Freien, in welcher Ismael das Volk des alten Bundes und Isaak das des neuen Bundes symbolisierten.
Sara, die Freie, verlangte: ‚Treibe diese Magd aus mit ihrem Sohn; denn dieser Magd Sohn soll nicht erben mit meinem Sohn Isaak.‘ (1. Mose 21, 10.)

Abraham befolgte dies, und Hagar wanderte hinweg in die Wüste, bei Beer-Seba. Elder Morrison erklärte, daß wir die Gerechtigkeitslehre schon immer gehabt hätten und wir Kinder der Freien wären. Er dachte, daß dieses Thema auf der Konferenz überbetont worden wäre und schien zu fürchten, daß wir die Wichtigkeit, die dem Gesetz beigemessen werden soll, aus den Augen verlören.”

Frau E. G. White sagt: “Wir haben als ein Volk das Gesetz gepredigt, bis wir so trocken waren wie die Berge von Gilboa, die weder Tau noch Regen hatten. Wir müssen CHRISTUS im Gesetz predigen, dann wird unser Predigen voller Lebenskraft und Nahrung sein, die verhungernde Herde zu speisen. Wir dürfen nicht unseren eigenen Verdiensten vertrauen, sondern nur den Verdiensten JESU von Nazareth.”

Als die Prediger Jones und Waggoner dazu kamen, ihren Gegnern zu antworten, stellten sie sich mit offenen Bibeln nebeneinander. Dr. Waggoner fing an und las Jeremia. 23, 5—7:
“Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, daß ich dem David ein gerechtes Gewächs erwecken will, und soll ein König sein, der wohl regieren wird und Recht und Gerechtigkeit auf Erden anrichten. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, daß man ihn nennen wird: Der Herr, unsre Gerechtigkeit. Darum siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der Herr, daß man nicht mehr sagen wird: So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israels aus Ägyptenland geführt hat; sondern: So wahr der Herr lebt, der den Samen des Hauses Israel hat herausgeführt und gebracht aus dem Lande der Mitternacht und aus allen Landen, dahin ich sie verstoßen hatte, daß sie in ihrem Lande wohnen sollen!”

Bruder Jones las Epheser 2, 4—8:
“Aber Gott, der da reich ist an Barmherzigkeit, — durch seine große Liebe, damit er uns geliebt hat, da wir tot waren in den Sünden, hat er uns samt Christo lebendig gemacht (denn aus Gnade seid ihr selig geworden) und hat uns samt ihm auferweckt und samt ihm in das himmlische Wesen versetzt, in Christo Jesu, auf daß er erzeigte in den zukünftigen Zeiten den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christo Jesu. Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben — und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.”

Dr. Waggoner las: Galater 2, 16—21:
“Doch weil wir wissen, daß der Mensch durch des Gesetzes Werke nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesum Christum, so glauben wir auch an Christum Jesum, auf daß wir gerecht werden durch den Glauben an Christum und nicht durch des Gesetzes Werke; denn durch des Gesetzes Werke wird kein Fleisch gerecht. Sollten wir aber, die da suchen, durch Christum gerecht zu werden, auch selbst als Sünder erfunden werden, so wäre Christus ein Sündendiener. Das sei ferne! Wenn ich aber das, was ich zerbrochen habe, wiederum baue, so mache ich mich selbst zu einem Übertreter. Ich bin aber durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, auf daß ich Gott lebe; ich bin mit Christo gekreuzigt. Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben. Ich werfe nicht weg die Gnade Gottes; denn so durch das Gesetz die Gerechtigkeit kommt, so ist Christus vergeblich gestorben.”

Bruder Jones las: Römer 11, die Verse 1—33!

Dr. Waggoner las: Römer 10, 14—17:
“Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Wie sollen sie aber predigen, wo sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben steht: ‚Wie lieblich sind die Füße derer, die den Frieden verkündigen, die da Gutes verkündigen!‘ Aber sie sind nicht alle dem Evangelium gehorsam. Denn Jesaja spricht: ‚Herr, wer glaubt unserm Predigen?‘ So kommt der Glaube aus der Predigt, und das Predigen aber durch das Wort Gottes.”

Elder Jones las: Römer 2, 12—29.

Dr. Waggoner las: Galater 3, ganzes Kapitel.

Elder Jones las: Römer 3, ganzes Kapitel.

Dr. Waggoner las: Galater 5, 1—6:
“So bestehet nun in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasset euch nicht wiederum in das knechtische Joch fangen. Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wo ihr euch beschneiden lasset, so nützt euch Christus nichts. Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden läßt, daß er das ganze Gesetz schuldig ist zu tun. Ihr habt Christum verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, und seid von der Gnade gefallen. Wir aber warten im Geist durch den Glauben der Gerechtigkeit, auf die man hoffen muß. Denn in Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch unbeschnitten sein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.”

Elder Jones las: Römer 9, 7—33.

Dr. Waggoner las: Galater 2, ganzes Kapitel.

Elder Jones las: Römer 4, 1—11.

Dr. Waggoner las: Römer 5, ganzes Kapitel.

Elder Jones las: Römer 4, 13—25.

Dr. Waggoner las: Römer 6, ganzes Kapitel.

Elder Jones las: Römer 1, 15—17:
“Darum, soviel an mir ist, bin ich geneigt, auch euch zu Rom das Evangelium zu predigen. Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christo nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben, die Juden vornehmlich und auch die Griechen. Sintemal darin offenbart wird die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie denn geschrieben steht:
‚Der Gerechte wird seines Glaubens leben.
”‘

Dr. Waggoner las: Römer 8, 14—39.

Elder Jones las: 1. Johannes 5, 1—4:
“Wer da glaubt, daß Jesus sei der Christus, der ist von Gott geboren; und wer da liebt den, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. Daran erkennen wir, daß wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.”

“Dies war ihre Antwort ohne ein einziges Wort des Kommentars, und sie setzten sich. Während der ganzen Zeit des Vorlesens hing eine gespannte Stille über der großen Versammlung. Dies machte einen Eindruck auf den Schreiber, den selbst die Zeit nie auslöschen kann.”

“Die Kapelle in Minneapolis war etwas zu klein für solch eine große Delegation und wurde wie gewöhnlich überfüllt. Bei einer Gelegenheit kam der Schreiber in einem Gang des Lokals neben dem Ältesten R. M. Kilgore zu stehen. Es war während der Eröffnung der Andachtsstunde. Ältester Kilgore bat ums Wort. Als es ihm erteilt wurde, sagte er ‚Ich möchte den Delegierten, die zu dieser Konferenz versammelt sind, einige Worte sagen, und ich denke, daß sie zu dieser Zeit von ganz besonderer Wichtigkeit sind. Wie einige von euch wissen, wurde Ältester George 1. Butler in Battle Creek wegen der Krankheit seiner Frau zurückgehalten und kann daher nicht hier sein. Ich möchte daher vorschlagen, daß wir die Diskussion über das Thema — Gerechtigkeit durch den Glauben — innehalten, bis der Präsident der Generalkonferenz zugegen sein kann.‘

Frau E. G. White, die auf dem Podium saß, stand auf. Als man ihr das Wort erteilte, sagte sie: ‚Brüder, dies ist des Herrn Werk. Soll der Herr mit seinem Werk auf den Ältesten Butler warten? Der Herr will, daß sein Werk vorangeht, und es soll auf keinen Menschen warten.‘

Darauf kam keine Antwort. Die Ältesten Jones und Waggoner fuhren fort mit ihrer Botschaft  . . . Frau E. G. Whites Haltung und Worte machten klar, daß sie hundertprozentig auf Seiten der Ältesten Waggoner und Jones stand, um diese Botschaft auf der Minneapolis-Konferenz darzubringen.

Auf dieser Minneapolis-Konferenz begann dieser Widerstand. Der Schreiber betet und hofft aufrichtig, daß die Opposition doch aufhören, umkehren und ‚unter Führung des Heiligen Geistes‘ arbeiten möchte, damit das Licht jenes anderen Engels bald die ganze Erde erleuchte. (Offenbarung. 18, 1. 2.)”

Zitieren wir nun aus der Broschüre
“Christus unsere Gerechtigkeit”:
“Die Botschaft von der Gerechtigkeit durch den Glauben kam bei der Tagung der Generalkonferenz in Minneapolis, Minnesota, im November 1888 klar und voll ans Licht. Während der ganzen Konferenz war sie d a s  eine beherrschende Thema  . . . Nicht alle Teilnehmer der Konferenz nahmen die Botschaft in gleicher Weise auf. Im Gegenteil, es ergaben sich darüber unter den leitenden Brüdern ernste Meinungsverschiedenheiten . . .

Diese Meinungsverschiedenheiten unter den leitenden Brüdern hatten ernste Folgen; sie brachten Streit und ein höchst verhängnisvolles Maß an gegenseitiger Entfremdung mit sich.” (Christus unsere Gerechtigkeit, S. 28. 29.)

“Ich denke, daß ich nie wieder berufen werde, so unter der Leitung des Heiligen Geistes zu stehen, wie ich in Minneapolis gestanden habe. Ich wandelte in der Gegenwart Jesu. Alle, die in den Versammlungen zugegen waren, hatten Gelegenheit, sich auf die Seite der Wahrheit zu stellen, indem sie den Heiligen Geist, den Gott mit solch reichem Strom der Liebe und Gnade sandte, aufgenommen hätten; aber in den Räumen, die von einigen unserer Leute belegt waren, wurde Spott, Hohn und Gelächter gehört. Die Offenbarung des Heiligen Geistes wurde dem Fanatismus zugeschrieben. Über die Szenen, die auf dem Treffen abrollten, schämte sich der Herr, die, die daran teilnahmen, seine Brüder zu nennen. Alles dieses ist von himmlischen Beobachtern notiert und in Gottes Buch der Erinnerung geschrieben worden.”

Ein Bericht von A. T. Jones:
“Der Gedanke, den wir den anderen Abend hatten, kommt wieder auf, wie es vor vier Jahren war und seitdem fortgesetzt gewesen ist, daß einige es so annahmen, wie es gegeben wurde, und froh waren über die Botschaft, daß Gott Gerechtigkeit hatte, die im Gerichte bestehen und in seiner Gegenwart angenommen werden würde. Eine Gerechtigkeit, die ein gut Teil besser sei als irgend etwas, was Menschen durch Jahre und Jahre harter Anstrengung fertigstellen könnten. Menschen hatten ihre Seelen fast verbraucht im Versuch, einen genügenden Grad von Gerechtigkeit, um während der Zeit der Trübsal bestehen zu können und dem Heiland bei seinem Kommen in Frieden zu begegnen, zu erlangen. Doch sie konnten es nicht erreichen. Diese waren so froh, herauszufinden, daß Gott bereits ein Kleid der Gerechtigkeit verfertigt hatte, und er es jedermann, der es als freie Gabe annehmen würde, anbot; daß es jetzt die Antwort während der Zeit der Plagen, zur Zeit des Gerichts, und bis in alle Ewigkeit geben würde; daß sie es gerne annahmen, so wie Gott es gegeben hatte, und dem Herrn von ganzem Herzen dafür dankten. Andere hingegen wollten nicht das Geringste damit zu tun haben, sondern verwarfen die ganze Sache. Andere schienen eine Mittelstellung einzunehmen. Sie nahmen es nicht völlig an, noch verwarfen sie es öffentlich. Sie dachten, eine mittlere Stellung einzunehmen und mit der Hauptzahl zusammenzugehen, solange die Mehrzahl diesen Weg ging. Auf diese Weise hofften sie, die Gerechtigkeit Christi und die Botschaft der Gerechtigkeit Gottes zu empfangen. Andere setzten die Botschaft mutwillig ungefähr 50 Prozent herab und hielten dies für die Gerechtigkeit Gottes. Und seit der Zeit gibt es immer die Richtung zwischen freier, williger und offener Drangabe und Hingabe, hin zur offenen, mutwilligen und positiven Verwerfung - den ganzen Weg dazwischen -.

“Diejenigen, die die Kompromißstellung eingenommen hatten, sind heute abend genauso wenig in der Lage, zu beurteilen, was die Gerechtigkeit Christi ist, wie sie es vor vier Jahren waren. Seit der Minneapolis-Konferenz habe ich selbst gehört, wie einige dieser Brüder Predigten und Zitate bejahten, die völlig heidnisch waren, und sie dachten, es sei die Gerechtigkeit Christi. Ich hörte, wie einige derer, die damals offenen Widerstand leisteten und später mit erhobener Hand gegen die Botschaft abstimmten, ‚AMEN‘ sagten zu Zitaten, die offen und entschieden päpstlich sind, wie sie die römische Kirche nicht anders anführen würde. Es sind jetzt einige hier anwesend, die sich der Zeit vor vier Jahren, damals in Minneapolis, erinnern können, daß drei direkte Bestrebungen bestanden, eine Art Glaubensbekenntnis aufzustellen, welches der dritten Engelsbotschaft durch Abstimmung in der Generalkonferenz angehängt werden sollte. So sollte man, wie jemand meinte, diesen offiziellen Glaubenspunkt festlegen, und dann abstimmen, sich an diesen ‚Glaubenspunkt‘ zu halten. Danach wollte man vorangehen und beschließen, die Gebote Gottes zu halten und viele andere Dinge tun, die ihr tun wolltet. Und das alles sollte als die Gerechtigkeit durch den Glauben hingestellt werden.” (Generalkonferenz-Bulletin 1893, S. 243. 244.)

Gehen wir wieder zu der Broschüre “Christus unsere Gerechtigkeit”, und verfolgen in dieser Veröffentlichung die Vorgänge von damals.

“... es ergaben sich darüber unter den leitenden Brüdern ernste Meinungsverschiedenheiten. Folgende Gruppen lassen sich einteilen:

Gruppe 1. Sie erkannte in der Botschaft ein großes Licht und nahm sie freudig an. Sie hielt sie für einen sehr wichtigen Bestandteil des Evangeliums, den man stark betonen müsse, wenn man Verlorene retten wolle . . . Sie war überzeugt, daß die große Wahrheit der Rechtfertigung durch den Glauben an den Sohn Gottes das dringendste Bedürfnis der Endgemeinde erfüllte: sich auf die Entrückung beim Zweiten Kommen Christi vorzubereiten.

Gruppe 2. Einige jedoch waren unsicher angesichts der ‚neuen Lehre‘, wie sie es nannten. Sie konnten sie nicht begreifen und kamen zu keinem Schluß. Die Folge war, daß ihr Geist in einen Zustand der Verwirrung geriet . . .

Gruppe 3. Aber andere waren durchaus gegen die Verkündigung der Botschaft.” (S. 28.)
Wie dann weiter zu lesen ist, hat die Botschaft “durch den Widerstand, den sie erfuhr, Verwirrung gebracht”. (S. 29.)

Auf Seite 32 steht: “Wie traurig und zutiefst bedauerlich ist es, daß diese Botschaft von der Gerechtigkeit Christi zur Zeit ihres Erscheinens auf den Widerstand solcher Männer stieß, die es mit der Sache Gottes ernst und gut meinten! Nie ist die Botschaft so empfangen, so verkündigt worden, nie hat sie so freie Bahn erhalten, wie es nötig gewesen wäre, um der Gemeinde den unermeßlichen Segen zu vermitteln, den sie in sich barg. Wie ernst und gefährlich der Einfluß dieser Männer war, erhellt aus den Mahnungen, die an sie gerichtet wurden.” (S. 32.)

“Welch mächtige Erweckung zu wirklicher Frömmigkeit, welche Erneuerung des geistlichen Lebens, welche Reinigung von Sünde, welche Geistestaufe, welche Offenbarung göttlicher Kraft zur Beendigung des Werkes in unserem Leben und in der Welt hätte das Volk Gottes erfahren, wenn alle Prediger die Konferenz in Minneapolis so verlassen hätten wie diese treue, gehorsame Dienerin des Herrn.” (Seite 32.)

Die Folgen des Meinungsstreites

“Die Spaltung und Entzweiung, die unter den leitenden Brüdern wegen der Opposition zur Botschaft der Glaubensgerechtigkeit entstand, brachte sehr unliebsame Folgen mit sich. Die Mehrzahl des Volkes (leider steht in der deutschen Übersetzung an dieser Stelle:
‚Die einfachen Geschwister!‘) wurde verwirrt und wußte nicht, was sie tun sollten.” (Engl. p. 50. 51.) . . .


“Als Hintergrund der Opposition offenbarte sich das kluge Ränkespiel dessen, der als Feind aller Gerechtigkeit meisterlich Übles ersinnen kann. Allein die Tatsache, daß er so fest entschlossen ist, die Botschaft und ihre unausbleiblichen Wirkungen zu hintertreiben, veranschaulicht ihren hohen Wert und Belang; wie furchtbar müssen die Folgen sein, wenn er Erfolg hat!” (S. 37.)

Dazu schrieb Schw. White:
“Der Feind Gottes und der Menschen ist entschieden dagegen, daß diese Wahrheit (Rechtfertigung durch den Glauben) klar verkündet wird; denn er weiß, daß, wenn die Menschen sie voll erfahren, seine Macht gebrochen ist . . .“ (Review and Herald, 3. 9.1889.)

“Unsere gegenwärtige Lage ist gespannt und gefahrvoll. Wir stehen in der Gefahr, Licht vom Himmel zurückzuweisen . . .“ (S. 37.)

“Ich bin von Ort zu Ort gereist und habe an Versammlungen teilgenommen, auf denen die Botschaft der Gerechtigkeit Christi gepredigt wurde. Ich hielt es für ein Vorrecht, an der Seite meiner Brüder stehen zu können und mein Zeugnis zu dieser zeitgemäßen Botschaft ablegen zu können; ich merkte, daß der Geist Gottes sie begleitete, wo immer sie verkündigt wurde.” (Review and Herald, 18. März 1890.)

Wir haben uns etwas ausführlicher mit den Vorgängen von 1888 beschäftigt, weil gerade sie für die Zukunft des Adventvolkes entscheidend waren! Nicht nur, daß es ein großer Verlust für die Gemeinde war, diese so wichtige Botschaft nicht anzunehmen, sondern es waren vornehmlich die leitenden Brüder, die sie zurückgewiesen haben. Ihre Zurückweisung brachte Unsicherheit und Verwirrung und bereitete den Weg für weitere Irrtümer, die sich im Laufe der Zeit eingeschlichen haben!

Stellen wir heraus, daß Schwester White jedoch auf der Seite der Brüder war, die die Botschaft angenommen hatten! Für den weiteren Verlauf ist dies sehr wichtig!

“Betrachtet man sorgfältig die Unterweisung, die der Geist der Weissagung gibt, so kommt man zu der Überzeugung, daß die auf der Konferenz von Minneapolis verkündete Botschaft von der Glaubensgerechtigkeit ein unüberhörbares Zeichen der Vorsehung Gottes war, ein Zeichen, das einen neuen Abschnitt in der Beendigung seines Werkes einleitete. Das kann man aus den Worten schließen, die nur vier Jahre nach der Konferenz von Minneapolis niedergelegt wurden:

‚Wir stehen mitten in der Prüfungszeit, denn das laute Rufen des dritten Engels hat mit der Offenbarung der Gerechtigkeit Christi, des sündenvergebenden Erlösers, bereits angefangen. Damit beginnt das Licht des Engels sichtbar zu werden, der die ganze Erde mit seiner Klarheit erfüllen soll.”
(Review and Herald, 22. November 1892.) (Christus unsere Gerechtigkeit, S. 38.)

Somit steht eindeutig fest, daß

das Jahr 1888 der Beginn des Engels von Offenbarung 18, 1

ist. Er hat seinen Anfang innerhalb der Gemeinde!

Und diese Bewegung, die ihren Anfang innerhalb der Gemeinde nahm, zu der Schwester White gehört hat, und die mit den Brüdern, die die Botschaft angenommen hatten, dem Licht folgten, hat ihre Aufgabe innerhalb der Adventgemeinde weiter erfüllt. Sie haben ihre Verantwortung in einem Bußruf, in Warnungen und Ermahnungen an die Gemeinde erfüllt. Wir können die Feststellung machen, daß besonders der Geist der Weissagung nicht aufhörte, in Wort und Schrift immer wieder die Botschaft an Laodizea mit dem tatsächlichen Zustand der Gemeinde vor Augen zu führen.

  • "Bedauerlicherweise stellten sich verschiedene Leiter unseres Werkes, die mit der Generalkonferenz in Verbindung standen, und unsere Institutionen in Battle Creek auf die ablehnende Seite und bildeten im Herzen des Werkes einen harten Widerstandskern."
    Testimonies to Ministers and Gospel Workers, S. XXV.

Die folgende Zeugnisse wurden zur Unterstützung der Botschaft "Rechtfertigung durch den Glauben" durch den Geist der Weissagung geben:

  • "Einige fragten bei mir an, ob die Botschaft von der Rechtfertigung durch den Glauben die dritte Engelsbotschaft sei. Ich antwortete: 'Es ist die dritte Engelsbotschaft im eigentlichen Sinne.' (The Review and Herald, 1. April 1890)."
    Ausgewählte Botschaften, Band 1, S. 370.


  • "Die Zeit der Prüfung kommt bald; denn der laute Ruf des dritten Engels hat bereits begommen mit der Offenbarung der Gerechtigkeit Christi, dem sündenvergebenden Erlöser. Damit beginnt das Licht des Engels sichtbar zu werden, der die ganze Erde mit seiner Klarheit erfüllen soll."
    Ausgewählte Botschaften, Band 1, S. 360.


  • "Es gab eine Zeit, wo dieses Werk notwendig war, weil unser Volk sich durch die Verwerfung des Lichtes der Wahrheit mit Bezug auf die Gerechtigkeit Christi durch den Glauben dem Wirken Gottes widersetzte."
    Zeugnisse für Prediger, S. 346.


  • "Die wahre Religion, die einzige Religion der Bibel, welche Vergebung nur durch die Verdienste eines gekreuzigten und auferstandenen Heilandes lehrt, welche Gerechtigkeit durch den Glauben des Sohnes Gottes befürwortet, ist gering geschätzt, widerlegt, verspottet und verworfen worden."
    Zeugnisse für Prediger, S. 404.

Daher wurde 1893 folgende Warnung den Siebenten-Tags-Adventisten gegeben:

  • "Christus sagt: 'Doch ich sage euch: Es wird Tyrus und Sidon erträglicher gehen am Tage des Gerichts als euch. Und du Kapernaum [Siebenten-Tags-Adventisten, die ein großes Licht besessen hatten], wirst du bis zum Himmel erhoben? Du wirst bis in die Hölle hinuntergestoßen werden. Denn so zu Sodom die Taten geschehen wären, die bei dir geschehen sind, es stünde noch heutigen Tages. Doch ich sage euch: Es wird dem Land der Sodomer erträglicher gehen am Tage des Gerichts als dir.' (Matthäus 11,22-24).
    'Weil ihr denn lauter solche Dinge treibt, spricht der Herr, und weil ich immer wieder zu euch redete und ihr nicht hören wolltet und ich euch rief und ihr nicht antworten wolltet, so will ich mit dem Hause, das nach meinem Namen genannt ist, auf das ihr euch verlasst, und mit der Stätte, die ich euch und euren Vätern gegeben habe, ebenso tun, wie ich mit Silo getan habe, und will euch von meinem Angesicht verstoßen, wie ich verstoßen habe alle eure Brüder, das ganze Geschlecht Ephraim.' (Jeremia 7,13-15)."
    Review and Herald, 1. August 1893.

 

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