Die dritte Botschaft abgelehnt


- Der große Kampf -

Pacific Press Oakland, Review and Herald, Battle Creek, Mich. 1884

Kapitel XXI

Die dritte Botschaft abgelehnt

Als jene, die als erstes die Botschaft des dritten Engels erhalten hatten, die Schönheit und Harmonie des Systems der Wahrheit erkannten, das sich zu ihrem Verständnis vor ihnen öffnete, wünschten sie sich, dass das Licht, welches ihnen so kostbar schien, alle Christen daran sein konnten; sie konnten nicht anders glauben, als dass es mit Freuden angenommen werde. Doch den angeblichen Nachfolgern Christi waren Wahrheiten, die sie in die gegensätzliche Stellung zur Welt bringen würde, nicht willkommen. Gehorsam dem vierten Gebot gegenüber erforderte ein Opfer, vor dem sich die Mehrheit, sogar die Adventisten, zurückzogen.

Als die Anforderung des Sabbats dargestellt wurde, begannen viele, welche Schande und Verfolgung für den Adventglauben erlitten hatten, vom weltlichen Standpunkt aus zu begründen. Sie sagten: “Wir haben immer den Sonntag eingehalten, unsere Väter haben ihn gehalten und viele gute und aufrechte Männer sind gestorben, während sie ihn einhielten. Wenn sie im Recht waren, so sind wir es. Die Einhaltung des neuen Sabbats würde uns aus der Harmonie mit der Welt bringen, sodass wir keinen Einfluss mehr über sie haben. Was kann sich eine kleine Gemeinschaft, welche den siebenten Tag einhält erhoffen, gegen die Welt, die den Sonntag einhält?” Es war durch ähnliche Argumente, mit welchem sich die Juden bemühten, ihre Ablehnung Christi zu rechtfertigen. (287) Ihre Väter waren von Gott angenommen worden, indem sie ihm die Opfergaben darbrachten und weshalb sollten ihre Kinder nicht Erlösung finden, indem sie denselben Weg einschlugen? So auch in der Zeit von Luther. Die Papisten hatten vorgebracht, dass wahre Christen im katholischen Glauben gestorben seien und deshalb diese Religion ausreichend sei für die Erlösung. Solche Begründungen erwiesen sich als effektive Barriere gegen jeden Fortschritt im religiösen Glauben und Leben.

Viele wandten ein, dass die Einhaltung des Sonntags ein bestehender Grundsatz und eine weit verbreitete Tradition der Kirche für viele Jahrhunderte war. Als Gegenargument wurde gezeigt, dass der Sabbat und deren Einhaltung noch älter und weiter verbreitet war, so alt wie die Welt selbst und sie die Zustimmung von Gott und den Engeln hat. Als das Fundament der Erde gelegt wurde, als die Morgensterne miteinander sangen, als die Gottessöhne vor Freude jauchzten, dann wurde das Fundament des Sabbats gelegt. Hiob 38; 6. 7.; 1. Moses 2; 1- 3. Diese Institution kann sehr wohl unsere Verehrung abverlangen. Es wurde weder von menschlicher Autorität befohlen, noch ruht es auf menschliche Traditionen, es wurde eingesetzt vom Ältesten der Tage und durch sein ewiges Wort geboten.

Als die Aufmerksamkeit des Volkes auf das Objekt der Sabbatreform gerufen wurde, pervertierten bekannte Geistliche das Wort Gottes, indem sie das Zeugnis derart auslegten, wie es nur die besten forschende Gemüter es tun konnten. Und jene, welche die Schrift nicht für sich selbst erforschten, waren damit zufrieden, die Schlussfolgerung der Geistlichen zu akzeptieren. Durch Argumente, Sophistereien den Traditionen der Väter und der Autorität der Kirche bemühten sich die Gegner die Wahrheit zu stürzen. Deren Vertreter wurden zu ihren Bibeln getrieben, um die Gültigkeit des vierten Gebots zu verteidigen. (288) Demütige Männer, allein mit dem Wort der Wahrheit bewaffnet, begegneten und widerstanden den Angriffen der gelehrten Menschen. Überrascht und zornig stellten die populären Geistlichen fest, dass ihre sprachgewandten Sophistereien machtlos gegen die einfachen, geradeheraus vorgebrachten Begründungen der Menschen waren, welche nur wenig Schulwissen hatten.

Aus Mangel an Zeugnissen der Schrift zu ihren Gunsten fragten viele mit unerschütterlicher Hartnäckigkeit, - vollkommen vergessend, dass dieselben Gründe vorgebracht worden waren gegen Christus und die Apostel: “Wieso verstehen unsere großen Männer die Sabbatfrage nicht? Nur wenige glauben so wie ihr es glaubt und diese sind auch nur ungebildete Leute. Es kann nicht sein, dass ihr im Recht seid und all die gebildeten Männer dieser Welt falsch liegen.”

Um diese Argumente zu widerlegen war es nur notwendig, die Lehren der Schrift zu zitieren und das Handeln des Herrn mit seinem Volk durch alle Zeitalter aufzuzeigen. Gott wirkt durch jene, die seine Stimme hören und ihr gehorchen, jene die, sollte es sich als notwendig erweisen, die ungeliebte Wahrheit aussprechen werden, welche sich nicht fürchten populäre Sünden zu tadeln. Der Grund, warum er sich nicht öfters gebildete Menschen und höhere Stellungen wählt, ist, dass sie ihrem Glaubensbekenntnis vertrauen, den Theorien und den theologischen Systemen und daher nicht die Notwendigkeit verspüren, von Gott belehrt zu werden. Nur diejenigen, die eine persönliche Verbindung mit der Quelle der Weisheit haben, sind befähigt die Schrift zu verstehen und sie zu erklären. Menschen, die nur wenig Schulwissen haben, sind aufgerufen, die Wahrheit zu verkünden, nicht weil sie ungelernt sind, sondern weil sie nicht zu selbstsicher sind, um von Gott gelehrt zu werden. Sie lernen in der Schule Christi und ihre Demut und ihr Gehorsam machen sie groß. (289) Indem er ihnen die Erkenntnis der Wahrheit anvertraut, verleiht Gott ihnen eine Ehre die im Vergleich die irdischen Ehren und menschliche Größe in Unbedeutsamkeit versinken lässt.

Als die Mehrheit der Adventisten die Wahrheiten über das Heiligtum und das Gesetz Gottes verwarfen, widerriefen auch viele ihren Glauben an die Adventbewegung und nahmen unlogische und sich widersprechende Ansichten über die Prophezeiungen an, welche sich auf das Werk bezogen. Einige haben sich den Irrtum erlaubt, immer wieder einen Zeitpunkt festsetzen zu wollen. Das Licht der dritten Botschaft hätte ihnen gezeigt, dass sich keine prophetische Zeitperiode auf das Kommen Christi bezieht, dass die genaue Zeit seiner Ankunft nicht vorausgesagt ist. Aber, sich von dem Licht abgewandt, begannen sie ständig einen Zeitpunkt nach dem anderen zu setzen, in welchem der Herr kommen sollte und wurden genauso oft enttäuscht.

Als die thessalonische Gemeinde irrige Ansichten über die Ankunft Christi bekam, riet ihnen Apostel Paulus ihre Hoffnungen und Erwartungen sorgfältig durch das Wort Gottes zu prüfen. Er zitierte ihnen die Prophezeiungen welche die Ereignisse offenbarten, die stattfinden mussten, bevor Christus kommen würde und zeigte ihnen, dass es keinerlei Anlass gab, ihn in ihren Tagen zu erwarten. “Lasst euch auf keinerlei Weise von den Menschen verführen”, sind seine Worte der Warnung. Sollten sie sich Erwartungen hingeben, die nicht durch die Schrift gebilligt wurden, begeben sie sich auf dem verkehrten Handlungsweg, die Enttäuschung würde sie dem Spott der Ungläubigen aussetzen und sie würden in Gefahr sein, sich der Entmutigung zu ergeben und würden versucht sein, die Wahrheiten anzuzweifeln, die eine Vorraussetzung für ihre Erlösung ist. Die Ermahnung des Apostels an die Thessalonicher enthält eine wichtige Lehre für jene, welche in den letzten Tagen leben. Viele Adventisten hatten gefühlt, dass, wenn sie ihren Glauben nicht an einen bestimmten Zeitpunkt der Ankunft des Herrn fixieren konnten, sie nicht eifrig und fleißig am Werk der Vorbereitung sein konnten. (290) Doch während ihre Hoffnungen immer wieder und wieder angeregt werden, nur um wieder zerstört zu werden, bekommt ihr Glaube einen derartigen Schock, dass es beinahe unmöglich für sie wird, von den großen Wahrheiten der Prophezeiung bewegt zu werden. Je öfter eine definitive Zeit für die zweite Ankunft festgesetzt wird und je mehr sie gelehrt wird, desto besser passt es in die Absichten Satans. Nachdem die Zeit verstrichen ist, erregt er Spott und Hohn durch seine Vertreter und bringt so Schande über die wahre Bewegung dieser Zeit von 1843 und 1844. Jene, welche auf diesem Irrtum bestehen bleiben, werden letztendlich ein Datum festsetzen, welches zu weit entfernt ist für die Ankunft Christi. Auf solche Weise werden viele dazu gebracht, sich in falscher Sicherheit zu wiegen und viele werden getäuscht werden, bis es zu spät ist.

Die Geschichte des altertümlichen Israels ist eine verblüffende Darstellung der vergangenen Erfahrungen der Adventbewegung. Gott führte sein Volk in die Adventbewegung, genauso wie er die Kinder Israel aus Ägypten geführt hatte. In der großen Enttäuschung wurde ihr Glaube geprüft, wie einst das der Hebräer am Roten Meer. Hätten sie immer noch der führenden Hand vertraut, welche mit ihnen gewesen war in ihren vergangenen Erfahrungen, hätten sie die Erlösung durch den Herrn gesehen. Wenn alle, welche am Werk von 1844 gemeinsam gearbeitet hatten, die Botschaft des dritten Engels empfangen hätten und sie in der Macht des Heiligen Geistes verkündet hätten, würde der Herr mit ihren Bemühungen viel mehr erreicht haben können. Eine Flut des Lichts hätte sich über die Welt ergossen. Jahre zuvor wären die Bewohner dieser Erde gewarnt worden, das abschließende Werk vollendet worden und Christus wäre für die Errettung seines Volkes gekommen. (291)

Es war nicht der Wille Gottes, das Israel vierzig Jahre in der Wildnis umherwandern sollte. Er hatte sich gewünscht, sie direkt in das Land Kanaan zu führen und sie dort einzusetzen, ein heiliges und glückliches Volk. “... dass Sie nicht haben hineinkommen können um ihres Unglaubens willen.” Hebräer 3; 19. Wegen ihres Rückfalls und ihrer Abtrünnigkeit verdarben sie in der Wüste und andere wurden aufgezogen, um das versprochene Land zu betreten. In ähnlicher Weise war es nicht der Wille Gottes, dass das Kommen Christi solange verzögert werden sollte und sein Volk für so viele Jahre in dieser Welt der Sünde und des Leids verbleiben musste. Aber Unglaube trennte sie von Gott. Als sie sich weigerten, das Werk zu tun, das er ihnen aufgetragen hatte, wurden andere erweckt, um die Botschaft zu verkünden. Aus Gnade für diese Welt, verzögert Jesus sein Kommen, damit Sünder die Gelegenheit bekommen, die Warnung zu hören und in ihm Schutz finden, bevor der Zorn Gottes ausgegossen wird.

Wie in früheren Zeitaltern, so auch jetzt ruft die Präsentation einer Wahrheit, welche die Fehler und Sünden aufzeigt, einen Sturm des Widerstands auf. “Wer Arges tut, der hasset das Licht und kommt nicht zu dem Licht, auf dass seine Werke nicht an den Tag kommen.” Johannes 3; 20. Jene, welche ihren Standpunkt nicht durch die Schrift aufrechterhalten können, sind stur entschlossen dass diese, trotz aller Gefahren, aufrecht erhalten werden muss und mit boshaften Geist attackieren sie den Charakter und die Motive jener, welche zur Verteidigung der ungeliebten Wahrheit stehen. Obwohl sehr ungläubig im Angesicht der sicheren Worte der Prophezeiung, zeigen sie äußerste Leichtgläubigkeit in der Annahme von allem, was die christliche Integrität jener schaden kann, die es wagen, beliebte Sünden zu tadeln. Dieser Geist wird immer mehr und mehr wachsen je mehr wir uns dem Ende der Zeit nähern. (292)

Im Angesicht all dessen; was ist nun unsere Pflicht? Sollen wir daraus schließen, dass die Wahrheit nicht dargebracht werden sollte, da ihre Wirkung oft darin besteht, die Menschen dazu zu bringen, deren Anspruch auszuweichen oder ihnen zu widerstehen? Nein, - wir haben genauso wenig einen Grund das Zeugnis des Wortes Gottes zurück zu halten, weil es die Gegnerschaft anregt, wie einst Martin Luther. Luther verkündete selbst, dass er dazu getrieben worden war, getrieben durch den Geist Gottes, um gegen das Böse seiner Zeit zu kämpfen. Genau auf die gleiche Art müssen jene arbeiten, welche immer noch das Werk der Reform vorwärts tragen. Zu den Dienern Gottes dieser Zeit ist das Gebot gegeben worden: “Rufe getrost und halte nicht an dich! Erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkünde dem Volk seine Abtrünnigkeiten und dem Hause Jakob seine Sünden!”

Die wahren Nachfolger Christi warten nicht bis die Wahrheit beliebt wird. Von ihrer Pflicht überzeugt, nehmen sie bewusst das Kreuz auf sich und entfernen so das größte Hindernis für die Annahme der Wahrheit, - das einzige Argument, dass deren Vertreter nie fähig waren, es abzustreiten. Es sind die schwachen, unwirksamen Weltendiener die denken, dass es lobenswert sei keinerlei Grundsätze in religiösen Angelegenheiten zu haben. Wir sollten das Richtige wählen, weil es richtig ist und die Konsequenzen Gott überlassen. Zu diesen Menschen von Grundsätzen, Glauben und Mut steht die Welt in tiefer Schuld für ihre großen Reformen. Durch solche Menschen muss das Werk der Reform für diese Zeit vorwärts getragen werden.

So spricht der Herr: “Hört mir zu, die ihr die Gerechtigkeit kennt, du Volk, in dessen Herzen mein Gesetz ist! Fürchtet euch nicht, wenn euch die Leute schmähen und entsetzt euch nicht, wenn euch die Leute höhnen! Denn die Motten werden sie fressen wie ein Kleid, und Würmer werden sie fressen wie ein wollenes Tuch. Aber meine Gerechtigkeit bleibt ewiglich und mein Heil für und für!
Jesaja 51; 8-7. (293)

 

 

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