Hiob Kap. 11 - 26


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HIOB Kapitel 11 bis 26 (einschließlich) -- > Ganze Seite: Luther 1912 <

Kapitel 11

Zophars erste Rede: Hiob soll sich vor dem allwissenden Gott demütigen

Revised 1833 WEBSTER Version in PDF

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Hi 11,1  Da antwortete Zophar von Naema und sprach:

Hi 11,2   Wenn einer lang geredet, muß er nicht auch hören? Muß denn ein Schwätzer immer recht haben?

Hi 11,3   Müssen die Leute zu deinem eitlen Geschwätz schweigen, daß du spottest und niemand dich beschäme?

Hi 11,4   Du sprichst: Meine Rede ist rein, und lauter bin ich vor deinen Augen.
Kap 9,21; 10,7

Hi 11,5   Ach, daß Gott mit dir redete und täte seine Lippen auf
Kap 38,1

Hi 11,6   und zeigte dir die heimliche Weisheit! Denn er hätte noch wohl mehr an dir zu tun, auf daß du wissest, daß er deiner Sünden nicht aller gedenkt.
Ps 51,8

Hi 11,7   Meinst du, daß du wissest, was Gott weiß, und wollest es so vollkommen treffen wie der Allmächtige?

Hi 11,8   Es ist höher denn der Himmel; was willst du tun? tiefer denn die Hölle; was kannst du wissen?

Hi 11,9   länger denn die Erde und breiter denn das Meer.

Hi 11,10   So er daherfährt und gefangen legt und Gericht hält, wer will's ihm wehren?

Hi 11,11   Denn er kennt die losen Leute, er sieht die Untugend, und sollte es nicht merken?

Hi 11,12   Ein unnützer Mann bläht sich, und ein geborener Mensch will sein wie ein junges Wild.

Hi 11,13   Wenn du dein Herz richtetest und deine Hände zu ihm ausbreitetest;

Hi 11,14   wenn du die Untugend, die in deiner Hand ist, fern von dir tätest, daß in deiner Hütte kein Unrecht bliebe:

Hi 11,15   so möchtest du dein Antlitz aufheben ohne Tadel und würdest fest sein und dich nicht fürchten.

Hi 11,16   Dann würdest du der Mühsal vergessen und so wenig gedenken als des Wassers, das vorübergeht;

Hi 11,17   und die Zeit deines Lebens würde aufgehen wie der Mittag, und das Finstere würde ein lichter Morgen werden;

Hi 11,18   und dürftest dich dessen trösten, daß Hoffnung da sei; würdest dich umsehen und in Sicherheit schlafen legen;

Hi 11,19   würdest ruhen, und niemand würde dich aufschrecken; und viele würden vor dir flehen.
Ps 3,6; 4,9

Hi 11,20   Aber die Augen der Gottlosen werden verschmachten, und sie werden nicht entrinnen können; denn Hoffnung wird ihrer Seele fehlen.
Kap 8,13

Kapitel 12

Hiobs Antwort an Zophar: Er schilt die eingebildete Weisheit der Freunde und überbietet sie in der Schilderung der unumschränkten Macht Gottes

Hi 12,1  Da antwortete Hiob und sprach:

Hi 12,2   Ja, ihr seid die Leute, mit euch wird die Weisheit sterben!

Hi 12,3   Ich habe so wohl ein Herz als ihr und bin nicht geringer denn ihr; und wer ist, der solches nicht wisse?

Hi 12,4   Ich muß von meinem Nächsten verlacht sein, der ich Gott anrief, und er erhörte mich. Der Gerechte und Fromme muß verlacht sein

Hi 12,5   und ist ein verachtet Lichtlein vor den Gedanken der Stolzen, steht aber, daß sie sich daran ärgern.

Hi 12,6   Der Verstörer Hütten haben die Fülle, und Ruhe haben, die wider Gott toben, die ihren Gott in der Faust führen.

Hi 12,7   Frage doch das Vieh, das wird dich's lehren und die Vögel unter dem Himmel, die werden dir's sagen;

Hi 12,8   oder rede mit der Erde, die wird dich's lehren, und die Fische im Meer werden dir's erzählen.

Hi 12,9   Wer erkennte nicht an dem allem, daß JAHWEH’s Hand solches gemacht hat?

Hi 12,10   daß in seiner Hand ist die Seele alles dessen, was da lebt, und der Geist des Fleisches aller Menschen?
4. Mose 16,22

Hi 12,11   Prüft nicht das Ohr die Rede? und der Mund schmeckt die Speise?

Hi 12,12   Ja, "bei den Großvätern ist die Weisheit, und der Verstand bei den Alten".
Kap 8,8

Hi 12,13   Bei ihm ist Weisheit und Gewalt, Rat und Verstand.

Hi 12,14   Siehe, wenn er zerbricht, so hilft kein Bauen; wenn er jemand einschließt, kann niemand aufmachen.

Hi 12,15   Siehe, wenn er das Wasser verschließt, so wird alles dürr; und wenn er's ausläßt, so kehrt es das Land um.
1. Kön 17,1.7; 1. Mose 7,19-23

Hi 12,16   Er ist stark und führt es aus. Sein ist, der da irrt und der da verführt.

Hi 12,17   Er führt die Klugen wie einen Raub und macht die Richter toll.

Hi 12,18   Er löst auf der Könige Zwang und bindet mit einem Gurt ihre Lenden.

Hi 12,19   Er führt die Priester wie einen Raub und bringt zu Fall die Festen.

Hi 12,20   Er entzieht die Sprache den Bewährten und nimmt weg den Verstand der Alten.

Hi 12,21   Er schüttet Verachtung auf die Fürsten und macht den Gürtel der Gewaltigen los.

Hi 12,22   Er öffnet die finsteren Gründe und bringt heraus das Dunkel an das Licht.

Hi 12,23   Er macht etliche zu großem Volk und bringt sie wieder um. Er breitet ein Volk aus und treibt es wieder weg.

Hi 12,24   Er nimmt weg den Mut der Obersten des Volkes im Lande und macht sie irre auf einem Umwege, da kein Weg ist,

Hi 12,25   daß sie in Finsternis tappen ohne Licht; und macht sie irre wie die Trunkenen.
Kap 5,14

Kapitel 13

Fortsetzung: Hiob warnt die Freunde vor der Gerechtigkeit Gottes und beginnt seine Rede an Gott

Hi 13,1  Siehe, das alles hat mein Auge gesehen und mein Ohr gehört, und ich habe es verstanden.

Hi 13,2   Was ihr wißt, das weiß ich auch; und bin nicht geringer denn ihr.
Kap 12,14

Hi 13,3   Doch wollte ich gern zu dem Allmächtigen reden und wollte gern mit Gott rechten.

Hi 13,4   Aber ihr deutet's fälschlich und seid alle unnütze Ärzte.

Hi 13,5   Wollte Gott, ihr schwieget, so wäret ihr weise.
Spr 17,28

Hi 13,6   Höret doch meine Verantwortung und merket auf die Sache, davon ich rede!

Hi 13,7   Wollt ihr Gott verteidigen mit Unrecht und für ihn List brauchen?

Hi 13,8   Wollt ihr seine Person ansehen? Wollt ihr Gott vertreten?

Hi 13,9   Wird's euch auch wohl gehen, wenn er euch richten wird? Meint ihr, daß ihr ihn täuschen werdet, wie man einen Menschen täuscht?

Hi 13,10   Er wird euch strafen, wo ihr heimlich Person ansehet.

Hi 13,11   Wird er euch nicht erschrecken, wenn er sich wird hervortun, und wird seine Furcht nicht über euch fallen?

Hi 13,12   Eure Denksprüche sind Aschensprüche; eure Bollwerke werden wie Lehmhaufen sein.

Hi 13,13   Schweiget mir, daß ich rede, es komme über mich, was da will.

Hi 13,14   Was soll ich mein Fleisch mit meinen Zähnen davontragen und meine Seele in meine Hände legen?

Hi 13,15   Siehe, er wird mich doch erwürgen, und ich habe nichts zu hoffen; doch will ich meine Wege vor ihm verantworten.

Hi 13,16   Er wird ja mein Heil sein; denn es kommt kein Heuchler vor ihn.

Hi 13,17   Höret meine Rede, und meine Auslegung gehe ein zu euren Ohren.

Hi 13,18   Siehe, ich bin zum Rechtsstreit gerüstet; ich weiß, daß ich recht behalten werde.

Hi 13,19   Wer ist, der mit mir rechten könnte? Denn dann wollte ich schweigen und verscheiden.

Hi 13,20   Zweierlei tue mir nur nicht, so will ich mich vor dir verbergen:

Hi 13,21   laß deine Hand fern von mir sein, und dein Schrecken erschrecke mich nicht!
Kap 9,34

Hi 13,22   Dann rufe, ich will antworten, oder ich will reden, antworte du mir!

Hi 13,23   Wie viel ist meiner Missetaten und Sünden? Laß mich wissen meine Übertretung und Sünde.

Hi 13,24   Warum verbirgst du dein Antlitz und hältst mich für deinen Feind?
Kap 19,11

Hi 13,25   Willst du wider ein fliegend Blatt so ernst sein und einen dürren Halm verfolgen?

Hi 13,26   Denn du schreibst mir Betrübnis an und willst über mich bringen die Sünden meiner Jugend.
Ps 25,7

Hi 13,27   Du hast meinen Fuß in den Stock gelegt und hast acht auf alle meine Pfade und siehst auf die Fußtapfen meiner Füße,

Hi 13,28   der ich doch wie Moder vergehe und wie ein Kleid, das die Motten fressen.

Kapitel 14

Schluß: Hiob klagt über die Nichtigkeit des Menschen und sucht vergeblich eine tröstliche Hoffnung

Hi 14,1  Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe,

Hi 14,2   geht auf wie eine Blume und fällt ab, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht.
Ps 90,5

Hi 14,3   Und du tust deine Augen über einen solchen auf, daß du mich vor dir ins Gericht ziehest.

Hi 14,4   Kann wohl ein Reiner kommen von den Unreinen? Auch nicht einer.
Ps 14,3

Hi 14,5   Er hat seine bestimmte Zeit, die Zahl seiner Monden steht bei dir; du hast ein Ziel gesetzt, das wird er nicht überschreiten.
Ps 31,16; 39,5

Hi 14,6   So tu dich von ihm, daß er Ruhe habe, bis daß seine Zeit komme, deren er wie ein Tagelöhner wartet.
Kap 7,1.2

Hi 14,7   Ein Baum hat Hoffnung, wenn er schon abgehauen ist, daß er sich wieder erneue, und seine Schößlinge hören nicht auf.

Hi 14,8   Ob seine Wurzel in der Erde veraltet und sein Stamm im Staub erstirbt,

Hi 14,9   so grünt er doch wieder vom Geruch des Wassers und wächst daher, als wäre er erst gepflanzt.

Hi 14,10   Aber der Mensch stirbt und ist dahin; er verscheidet, und wo ist er?

Hi 14,11   Wie ein Wasser ausläuft aus dem See, und wie ein Strom versiegt und vertrocknet,

Hi 14,12   so ist ein Mensch, wenn er sich legt, und wird nicht aufstehen und wird nicht aufwachen, solange der Himmel bleibt, noch von seinem Schlaf erweckt werden.
Kap 7,10; 19,25

Hi 14,13   Ach daß du mich in der Hölle verdecktest und verbärgest, bis dein Zorn sich lege, und setztest mir ein Ziel, daß du an mich dächtest.
Jes 26,20; Ps 27,5; 31,21

Hi 14,14   Wird ein toter Mensch wieder leben? Alle Tage meines Streites wollte ich harren, bis daß meine Veränderung komme!
Kap 7,1

Hi 14,15   Du würdest rufen und ich dir antworten; es würde dich verlangen nach dem Werk deiner Hände.

Hi 14,16   Jetzt aber zählst du meine Gänge. Hast du nicht acht auf meine Sünden?

Hi 14,17   Du hast meine Übertretungen in ein Bündlein versiegelt und meine Missetat zusammengefaßt.
Hos 13,12

Hi 14,18   Zerfällt doch ein Berg und vergeht, und ein Fels wird von seinem Ort versetzt;

Hi 14,19   Wasser wäscht Steine weg, und seine Fluten flößen die Erde weg: aber des Menschen Hoffnung ist verloren;
Röm 5,5

Hi 14,20   denn du stößest ihn gar um, daß er dahinfährt, veränderst sein Wesen und lässest ihn fahren.

Hi 14,21   Sind seine Kinder in Ehren, das weiß er nicht; oder ob sie gering sind, des wird er nicht gewahr.

Hi 14,22   Nur sein eigen Fleisch macht ihm Schmerzen, und seine Seele ist ihm voll Leides.

Kapitel 15

Die zweite Rede Eliphars: Er straft Hiobs vermessene Reden und schildert das Unheil des Gottlosen

Hi 15,1  Da antwortete Eliphas von Theman und sprach:

Hi 15,2   Soll ein weiser Mann so aufgeblasene Worte reden und seinen Bauch so blähen mit leeren Reden?

Hi 15,3   Du verantwortest dich mit Worten, die nicht taugen, und dein Reden ist nichts nütze.

Hi 15,4   Du hast die Furcht fahren lassen und redest verächtlich vor Gott.

Hi 15,5   Denn deine Missetat lehrt deinen Mund also, und hast erwählt eine listige Zunge.

Hi 15,6   Dein Mund verdammt dich, und nicht ich; deine Lippen zeugen gegen dich.

Hi 15,7   Bist du der erste Mensch geboren? bist du vor allen Hügeln empfangen?

Hi 15,8   Hast du Gottes heimlichen Rat gehört und die Weisheit an dich gerissen?
Kap 11,7; Röm 11,33

Hi 15,9   Was weißt du, das wir nicht wissen? was verstehst du, das nicht bei uns sei?
Kap 13,2

Hi 15,10   Es sind Graue und Alte unter uns, die länger gelebt haben denn dein Vater.

Hi 15,11   Sollten Gottes Tröstungen so gering vor dir gelten und ein Wort, in Lindigkeit zu dir gesprochen?

Hi 15,12   Was nimmt dein Herz vor? was siehst du so stolz?

Hi 15,13   Was setzt sich dein Mut gegen Gott, daß du solche Reden aus deinem Munde lässest?

Hi 15,14   Was ist ein Mensch, daß er sollte rein sein, und daß er sollte gerecht sein, der von einem Weibe geboren ist?
Kap 14,4

Hi 15,15   Siehe, unter seinen Heiligen ist keiner ohne Tadel, und die im Himmel sind nicht rein vor ihm.
Kap 4,18.19

Hi 15,16   Wie viel weniger ein Mensch, der ein Greuel und schnöde ist, der Unrecht säuft wie Wasser.

Hi 15,17   Ich will dir's zeigen, höre mir zu, und ich will dir erzählen, was ich gesehen habe,

Hi 15,18   was die Weisen gesagt haben und ihren Vätern nicht verhohlen gewesen ist,

Hi 15,19   welchen allein das Land gegeben war, daß kein Fremder durch sie gehen durfte:

Hi 15,20   "Der Gottlose bebt sein Leben lang, und dem Tyrannen ist die Zahl seiner Jahre verborgen.
1. Mose 4,14

Hi 15,21   Was er hört, das schreckt ihn; und wenn's gleich Friede ist, fürchtet er sich, der Verderber komme,

Hi 15,22   glaubt nicht, daß er möge dem Unglück entrinnen, und versieht sich immer des Schwerts.

Hi 15,23   Er zieht hin und her nach Brot, und es dünkt ihn immer, die Zeit seines Unglücks sei vorhanden.

Hi 15,24   Angst und Not schrecken ihn und schlagen ihn nieder wie ein König mit seinem Heer.

Hi 15,25   Denn er hat seine Hand wider Gott gestreckt und sich wider den Allmächtigen gesträubt.

Hi 15,26   Er läuft mit dem Kopf an ihn und ficht halsstarrig wider ihn.

Hi 15,27   Er brüstet sich wie ein fetter Wanst und macht sich feist und dick.
Ps 73,7.18-20

Hi 15,28   Er wohnt in verstörten Städten, in Häusern, da man nicht bleiben darf, die auf einem Haufen liegen sollen.
Jos 6,26

Hi 15,29   Er wird nicht reich bleiben, und sein Gut wird nicht bestehen, und sein Glück wird sich nicht ausbreiten im Lande.

Hi 15,30   Unfall wird nicht von ihm lassen. Die Flamme wird seine Zweige verdorren, und er wird ihn durch den Odem seines Mundes wegnehmen.

Hi 15,31   Er wird nicht bestehen, denn er ist in seinem eiteln Dünkel betrogen; und eitel wird sein Lohn werden.

Hi 15,32   Er wird ein Ende nehmen vor der Zeit; und sein Zweig wird nicht grünen.

Hi 15,33   Er wird abgerissen werden wie eine unzeitige Traube vom Weinstock, und wie ein Ölbaum seine Blüte abwirft.

Hi 15,34   Denn der Heuchler Versammlung wird einsam bleiben; und das Feuer wird fressen die Hütten derer, die Geschenke nehmen.

Hi 15,35   Sie gehen schwanger mit Unglück und gebären Mühsal, und ihr Schoß bringt Trug."
Ps 7,15; Jes 59,4

Kapitel 16

Hiobs Antwort: Von seinen Freunden nicht verstanden, klagt er seinen Jammer Gott

Hi 16,1  Hiob antwortete und sprach:

Hi 16,2   Ich habe solches oft gehört. Ihr seid allzumal leidige Tröster!

Hi 16,3   Wollen die leeren Worte kein Ende haben? Oder was macht dich so frech, also zu reden?

Hi 16,4   Ich könnte auch wohl reden wie ihr. Wäre eure Seele an meiner Statt, so wollte ich auch Worte gegen euch zusammenbringen und mein Haupt also über euch schütteln.
Ps 22,8

Hi 16,5   Ich wollte euch stärken mit dem Munde und mit meinen Lippen trösten.

Hi 16,6   Aber wenn ich schon rede, so schont mein der Schmerz nicht; lasse ich's anstehen so geht er nicht von mir.

Hi 16,7   Nun aber macht er mich müde und verstört alles, was ich bin.

Hi 16,8   Er hat mich runzlig gemacht, das zeugt wider mich; und mein Elend steht gegen mich auf und verklagt mich ins Angesicht.

Hi 16,9   Sein Grimm zerreißt, und der mir gram ist, beißt die Zähne über mich zusammen; mein Widersacher funkelt mit seinen Augen auf mich.
Ps 35,16; 112,10

Hi 16,10   Sie haben ihren Mund aufgesperrt gegen mich und haben mich schmählich auf meine Backen geschlagen; sie haben ihren Mut miteinander an mir gekühlt.
Ps 22,8

Hi 16,11   Gott hat mich übergeben dem Ungerechten und hat mich in der Gottlosen Hände kommen lassen.

Hi 16,12   Ich war in Frieden, aber er hat mich zunichte gemacht; er hat mich beim Hals genommen und zerstoßen und hat mich zum Ziel aufgerichtet.
Klagel 3,12

Hi 16,13   Er hat mich umgeben mit seinen Schützen; er hat meine Nieren gespalten und nicht verschont; er hat meine Galle auf die Erde geschüttet.

Hi 16,14   Er hat mir eine Wunde über die andere gemacht; er ist an mich gelaufen wie ein Gewaltiger.

Hi 16,15   Ich habe einen Sack um meine Haut genäht und habe mein Horn in den Staub gelegt.
1. Mose 37,34

Hi 16,16   Mein Antlitz ist geschwollen von Weinen, und meine Augenlider sind verdunkelt,

Hi 16,17   wiewohl kein Frevel in meiner Hand ist und mein Gebet ist rein.

Hi 16,18   Ach Erde, bedecke mein Blut nicht! und mein Geschrei finde keine Ruhestätte!
1. Mose 4,10

Hi 16,19   Auch siehe da, meine Zunge ist mein Himmel; und der mich kennt, ist in der Höhe.

Hi 16,20   Meine Freunde sind meine Spötter; aber mein Auge tränt zu Gott,
Klagel 3,14

Hi 16,21   daß er entscheiden möge zwischen dem Mann und Gott, zwischen dem Menschenkind und seinem Freunde.

Hi 16,22   Denn die bestimmten Jahre sind gekommen, und ich gehe hin des Weges, den ich nicht wiederkommen werde.
Kap 10,21

Kapitel 17

Fortsetzung: Hiob sieht nicht um sich als Jammer und nichts vor sich als das Grab

Hi 17,1  Mein Odem ist schwach, und meine Tage sind abgekürzt; das Grab ist da.

Hi 17,2   Fürwahr, Gespött umgibt mich, und auf ihrem Hadern muß mein Auge weilen.

Hi 17,3   Sei du selber mein Bürge bei dir; wer will mich sonst vertreten?
Kap 16,19

Hi 17,4   Denn du hast ihrem Herzen den Verstand verborgen; darum wirst du ihnen den Sieg geben.

Hi 17,5   Es rühmt wohl einer seinen Freunden die Ausbeute; aber seiner Kinder Augen werden verschmachten.

Hi 17,6   Er hat mich zum Sprichwort unter den Leuten gemacht, und ich muß mir ins Angesicht speien lassen.
Kap 30,9

Hi 17,7   Mein Auge ist dunkel geworden vor Trauern, und alle meine Glieder sind wie ein Schatten.
Ps 6,8

Hi 17,8   Darüber werden die Gerechten sich entsetzen, und die Unschuldigen werden sich entrüsten gegen die Heuchler.

Hi 17,9   Aber der Gerechte wird seinen Weg behalten; und wer reine Hände hat, wird an Stärke zunehmen.

Hi 17,10   Wohlan, so kehrt euch alle her und kommt; ich werde doch keinen Weisen unter euch finden.

Hi 17,11   Meine Tage sind vergangen; meine Anschläge sind zerrissen, die mein Herz besessen haben.

Hi 17,12   Sie wollen aus der Nacht Tag machen und aus dem Tage Nacht.

Hi 17,13   Wenn ich gleich lange harre, so ist doch bei den Toten mein Haus, und in der Finsternis ist mein Bett gemacht;

Hi 17,14   Die Verwesung heiße ich meinen Vater und die Würmer meine Mutter und meine Schwester:
Kap 4,19

Hi 17,15   was soll ich denn harren? und wer achtet mein Hoffen?

Hi 17,16   Hinunter zu den Toten wird es fahren und wird mit mir in dem Staub liegen.

Kapitel 18

Bildads zweite Rede: Er schildert den unvermeidlichen Untergang der Gottlosen

Hi 18,1  Da antwortete Bildad von Suah und sprach:

Hi 18,2   Wann wollt ihr der Reden ein Ende machen? Merkt doch; darnach wollen wir reden.

Hi 18,3   Warum werden wir geachtet wie Vieh und sind so unrein vor euren Augen?
Kap 17,4.10

Hi 18,4   Willst du vor Zorn bersten? Meinst du, daß um deinetwillen die Erde verlassen werde und der Fels von seinem Ort versetzt werde?

Hi 18,5   Und doch wird das Licht der Gottlosen verlöschen, und der Funke seines Feuers wird nicht leuchten.
V. 18; Kap 21,17; Ps 73,18-20; Spr 13,9; 24,20

Hi 18,6   Das Licht wird finster werden in seiner Hütte, und seine Leuchte über ihm verlöschen.

Hi 18,7   Seine kräftigen Schritte werden in die Enge kommen, und sein Anschlag wird ihn fällen.

Hi 18,8   Denn er ist mit seinen Füßen in den Strick gebracht und wandelt im Netz.

Hi 18,9   Der Strick wird seine Ferse halten, und die Schlinge wird ihn erhaschen.

Hi 18,10   Sein Strick ist gelegt in die Erde, und seine Falle auf seinem Gang.

Hi 18,11   Um und um wird ihn schrecken plötzliche Furcht, daß er nicht weiß, wo er hinaus soll.
3. Mose 26,36

Hi 18,12   Hunger wird seine Habe sein, und Unglück wird ihm bereit sein und anhangen.

Hi 18,13   Die Glieder seines Leibes werden verzehrt werden; seine Glieder wird verzehren der Erstgeborene des Todes.

Hi 18,14   Seine Hoffnung wird aus seiner Hütte ausgerottet werden, und es wird ihn treiben zum König des Schreckens.

Hi 18,15   In seiner Hütte wird nichts bleiben; über seine Stätte wird Schwefel gestreut werden.

Hi 18,16   Von unten werden verdorren seine Wurzeln, und von oben abgeschnitten seine Zweige.

Hi 18,17   Sein Gedächtnis wird vergehen in dem Lande, und er wird keinen Namen haben auf der Gasse.
Spr 10,7

Hi 18,18   Er wird vom Licht in die Finsternis vertrieben und vom Erdboden verstoßen werden.

Hi 18,19   Er wird keine Kinder haben und keine Enkel unter seinem Volk; es wird ihm keiner übrigbleiben in seinen Gütern.

Hi 18,20   Die nach ihm kommen, werden sich über seinen Tag entsetzen; und die vor ihm sind, wird eine Furcht ankommen.
Ps 37,13

Hi 18,21   Das ist die Wohnung des Ungerechten; und dies ist die Stätte des, der Gott nicht achtet.

Kapitel 19

Hiobs Antwort an Bildad: Er klagt über die Härte der Freunde, schildert sein Elend, erhebt sich aber zu der Gewißheit, daß Gott ihm Recht schaffen werde

Hi 19,1  Hiob antwortete und sprach:

Hi 19,2   Wie lange plagt ihr doch meine Seele und peinigt mich mit Worten?

Hi 19,3   Ihr habt mich nun zehnmal gehöhnt und schämt euch nicht, daß ihr mich also umtreibt.

Hi 19,4   Irre ich, so irre ich mir.

Hi 19,5   Wollt ihr wahrlich euch über mich erheben und wollt meine Schmach mir beweisen,

Hi 19,6   so merkt doch nun einmal, daß mir Gott Unrecht tut und hat mich mit seinem Jagdstrick umgeben.

Hi 19,7   Siehe, ob ich schon schreie über Frevel, so werde ich doch nicht erhört; ich rufe, und ist kein Recht da.
Kap 30,20

Hi 19,8   Er hat meinen Weg verzäunt, daß ich nicht kann hinübergehen, und hat Finsternis auf meinen Steig gestellt.
Klagel 3,7.9

Hi 19,9   Er hat meine Ehre mir ausgezogen und die Krone von meinem Haupt genommen.

Hi 19,10   Er hat mich zerbrochen um und um und läßt mich gehen und hat ausgerissen meine Hoffnung wie einen Baum.

Hi 19,11   Sein Zorn ist über mich ergrimmt, und er achtet mich für seinen Feind.
Kap 13,24; 33,10

Hi 19,12   Seine Kriegsscharen sind miteinander gekommen und haben ihren Weg gegen mich gebahnt und haben sich um meine Hütte her gelagert.
Kap 30,12

Hi 19,13   Er hat meine Brüder fern von mir getan, und meine Verwandten sind mir fremd geworden.
Ps 69,9; 31,12

Hi 19,14   Meine Nächsten haben sich entzogen, und meine Freunde haben mein vergessen.
Ps 38,12

Hi 19,15   Meine Hausgenossen und meine Mägde achten mich für fremd; ich bin unbekannt geworden vor ihren Augen.

Hi 19,16   Ich rief meinen Knecht, und er antwortete mir nicht; ich mußte ihn anflehen mit eigenem Munde.

Hi 19,17   Mein Odem ist zuwider meinem Weibe, und ich bin ein Ekel den Kindern meines Leibes.
Kap 2,9

Hi 19,18   Auch die jungen Kinder geben nichts auf mich; wenn ich ihnen widerstehe, so geben sie mir böse Worte.
Kap 30,1

Hi 19,19   Alle meine Getreuen haben einen Greuel an mir; und die ich liebhatte, haben sich auch gegen mich gekehrt.
V. 13

Hi 19,20   Mein Gebein hanget an mir an Haut und Fleisch, und ich kann meine Zähne mit der Haut nicht bedecken.
Ps 102,6

Hi 19,21   Erbarmt euch mein, erbarmt euch mein, ihr meine Freunde! denn die Hand Gottes hat mich getroffen.
Ruth 1,13

Hi 19,22   Warum verfolgt ihr mich gleich wie Gott und könnt meines Fleisches nicht satt werden?
Ps 27,2

Hi 19,23   Ach daß meine Reden geschrieben würden! ach daß sie in ein Buch gestellt würden!

Hi 19,24   mit einem eisernen Griffel auf Blei und zum ewigem Gedächtnis in Stein gehauen würden!

Hi 19,25 Vor 1866 = ABER ICH WEISS, DASS MEIN ERLÖSER LEBT; UND ER WIRD MICH HERNACH AUS DER ERDE AUFERWECKEN;
2. Tim 1,12; Jes 41,14; Hos 13,14

Hi 19,26 Vor 1866 = UND WERDE DARNACH MIT DIESER MEINER HAUT UMGEBEN WERDEN, UND WERDE IN MEINEM FLEISCH GOTT SEHEN.
Ps 17,15; 73,24

Hi 19,27 VOR 1866 = ICH SELBST WERDE IHN SEHEN, MEINE AUGEN WERDEN IHN SCHAUEN UND KEIN FREMDER. DANACH SEHNT SICH MEIN HERZ IN MEINER BRUST.
1. Joh 3,2

Hi 19,28   Wenn ihr sprecht: Wie wollen wir ihn verfolgen und eine Sache gegen ihn finden!

Hi 19,29   so fürchtet euch vor dem Schwert; denn das Schwert ist der Zorn über die Missetaten, auf daß ihr wißt, daß ein Gericht sei.

Kapitel 20

Zophars zweite Rede: Er wiederholt den Satz: Die Freude der Gottlosen währt nicht lange

(K. 15; 18)

Hi 20,1  Da antwortete Zophar von Naema und sprach:

Hi 20,2   Darauf muß ich antworten und kann nicht harren.

Hi 20,3   Denn ich muß hören, wie man mich straft und tadelt; aber der Geist meines Verstandes soll für mich antworten.

Hi 20,4   Weißt du nicht, daß es allezeit so gegangen ist, seitdem Menschen auf Erden gewesen sind:

Hi 20,5   daß der Ruhm der Gottlosen steht nicht lange und die Freude des Heuchlers währt einen Augenblick?

Hi 20,6   Wenngleich seine Höhe in den Himmel reicht und sein Haupt an die Wolken rührt,
Ps 37,35

Hi 20,7   so wird er doch zuletzt umkommen wie Kot, daß die, welche ihn gesehen haben, werden sagen: Wo ist er?
1. Kön 14,10

Hi 20,8   Wie ein Traum vergeht, so wird er auch nicht zu finden sein, und wie ein Gesicht in der Nacht verschwindet.
Ps 73,20

Hi 20,9   Welch Auge ihn gesehen hat, wird ihn nicht mehr sehen; und seine Stätte wird ihn nicht mehr schauen.
Ps 37,10

Hi 20,10   Seine Kinder werden betteln gehen, und seine Hände müssen seine Habe wieder hergeben.
Kap 27,14

Hi 20,11   Seine Gebeine werden seine heimlichen Sünden wohl bezahlen, und sie werden sich mit ihm in die Erde legen.

Hi 20,12   Wenn ihm die Bosheit in seinem Munde wohl schmeckt, daß er sie birgt unter seiner Zunge,

Hi 20,13   daß er sie hegt und nicht losläßt und sie zurückhält in seinem Gaumen,

Hi 20,14   so wird seine Speise inwendig im Leibe sich verwandeln in Otterngalle.

Hi 20,15   Die Güter, die er verschlungen hat, muß er wieder ausspeien, und Gott wird sie aus seinem Bauch stoßen.

Hi 20,16   Er wird der Ottern Gift saugen, und die Zunge der Schlange wird ihn töten.

Hi 20,17   Er wird nicht sehen die Ströme noch die Wasserbäche, die mit Honig und Butter fließen.

Hi 20,18   Er wird arbeiten, und des nicht genießen; und seine Güter werden andern, daß er deren nicht froh wird.
5. Mose 28,30-33

Hi 20,19   Denn er hat unterdrückt und verlassen den Armen; er hat Häuser an sich gerissen, die er nicht erbaut hat.

Hi 20,20   Denn sein Wanst konnte nicht voll werden; so wird er mit seinem köstlichen Gut nicht entrinnen.

Hi 20,21   Nichts blieb übrig vor seinem Fressen; darum wird sein gutes Leben keinen Bestand haben.

Hi 20,22   Wenn er gleich die Fülle und genug hat, wird ihm doch angst werden; aller Hand Mühsal wird über ihn kommen.

Hi 20,23   Es wird ihm der Wanst einmal voll werden, wenn er wird den Grimm seines Zorns über ihn senden und über ihn wird regnen lassen seine Speise.

Hi 20,24   Er wird fliehen vor dem eisernen Harnisch, und der eherne Bogen wird ihn verjagen.

Hi 20,25   Ein bloßes Schwert wird durch ihn ausgehen; und des Schwertes Blitz, der ihm bitter sein wird, wird mit Schrecken über ihn fahren.
Ps 7,13; 5. Mose 32,14

Hi 20,26   Es ist keine Finsternis da, die ihn verdecken möchte. Es wird ihn ein Feuer verzehren, das nicht angeblasen ist; und wer übrig ist in seiner Hütte, dem wird's übel gehen.
5. Mose 32,22

Hi 20,27   Der Himmel wird seine Missetat eröffnen, und die Erde wird sich gegen ihn setzen.

Hi 20,28   Das Getreide in seinem Hause wird weggeführt werden, zerstreut am Tage seines Zorns.

Hi 20,29   Das ist der Lohn eines gottlosen Menschen bei Gott und das Erbe, das ihm zugesprochen wird von Gott.

Kapitel 21

Hiobs Antwort an Zophar: Es geht doch den Gottlosen oft gut bis zum Gericht

Hi 21,1  Hiob antwortete und sprach:

Hi 21,2   Hört doch meiner Rede zu und laßt mir das anstatt eurer Tröstungen sein!

Hi 21,3   Vertragt mich, daß ich auch rede, und spottet darnach mein!

Hi 21,4   Handle ich denn mit einem Menschen? oder warum sollte ich ungeduldig sein?

Hi 21,5   Kehrt euch her zu mir; ihr werdet erstarren und die Hand auf den Mund legen müssen.

Hi 21,6   Wenn ich daran denke, so erschrecke ich, und Zittern kommt mein Fleisch an.

Hi 21,7   Warum leben denn die Gottlosen, werden alt und nehmen zu an Gütern?
Ps 37; 73; Jer 12,1

Hi 21,8   Ihr Same ist sicher um sie her, und ihre Nachkömmlinge sind bei ihnen.

Hi 21,9   Ihr Haus hat Frieden vor der Furcht, und Gottes Rute ist nicht über ihnen.

Hi 21,10   Seinen Stier läßt man zu, und es mißrät ihm nicht; seine Kuh kalbt und ist nicht unfruchtbar.

Hi 21,11   Ihre jungen Kinder lassen sie ausgehen wie eine Herde, und ihre Knaben hüpfen.

Hi 21,12   Sie jauchzen mit Pauken und Harfen und sind fröhlich mit Flöten.

Hi 21,13   Sie werden alt bei guten Tagen und erschrecken kaum einen Augenblick vor dem Tode,

Hi 21,14   die doch sagen zu Gott: "Hebe dich von uns, wir wollen von deinen Wegen nicht wissen!
Kap 22,17

Hi 21,15   Wer ist der Allmächtige, daß wir ihm dienen sollten? oder was sind wir gebessert, so wir ihn anrufen?"

Hi 21,16   "Aber siehe, ihr Glück steht nicht in ihren Händen; darum soll der Gottlosen Sinn ferne von mir sein."
Kap 22,18

Hi 21,17   Wie oft geschieht's denn, daß die Leuchte der Gottlosen verlischt und ihr Unglück über sie kommt? daß er Herzeleid über sie austeilt in seinem Zorn?
Kap 18,5; 18,12

Hi 21,18   daß sie werden wie Stoppeln vor dem Winde und wie Spreu, die der Sturmwind wegführt?
Ps 1,4

Hi 21,19   "Gott spart desselben Unglück auf seine Kinder". Er vergelte es ihm selbst, daß er's innewerde.
Kap 20,10; 2. Mose 20,5

Hi 21,20   Seine Augen mögen sein Verderben sehen, und vom Grimm des Allmächtigen möge er trinken.

Hi 21,21   Denn was ist ihm gelegen an seinem Hause nach ihm, wenn die Zahl seiner Monden ihm zugeteilt ist?

Hi 21,22   Wer will Gott lehren, der auch die Hohen richtet?
Pred 5,7

Hi 21,23   Dieser stirbt frisch und gesund in allem Reichtum und voller Genüge,

Hi 21,24   sein Melkfaß ist voll Milch, und seine Gebeine werden gemästet mit Mark;

Hi 21,25   jener aber stirbt mit betrübter Seele und hat nie mit Freuden gegessen;

Hi 21,26   und liegen gleich miteinander in der Erde, und Würmer decken sie zu.
Kap 3,13-19

Hi 21,27   Siehe, ich kenne eure Gedanken wohl und euer frevles Vornehmen gegen mich.

Hi 21,28   Denn ihr sprecht: "Wo ist das Haus des Fürsten? und wo ist die Hütte, da die Gottlosen wohnten?"

Hi 21,29   Habt ihr denn die Wanderer nicht befragt und nicht gemerkt ihre Zeugnisse?

Hi 21,30   Denn der Böse wird erhalten am Tage des Verderbens, und am Tage des Grimms bleibt er.

Hi 21,31   Wer will ihm ins Angesicht sagen, was er verdient? wer will ihm vergelten, was er tut?

Hi 21,32   Und er wird zu Grabe geleitet und hält Wache auf seinem Hügel.

Hi 21,33   Süß sind ihm die Schollen des Tales, und alle Menschen ziehen ihm nach; und derer, die ihm vorangegangen sind, ist keine Zahl.

Hi 21,34   Wie tröstet ihr mich so vergeblich, und eure Antworten finden sich unrecht!

Kapitel 22

Die dritte Rede des Eliphas: Er beschuldigt Hiob geradezu großer Sünden, warnt ihn vor vermessenem Sinn und mahnt zur Buße

Hi 22,1  Da antwortete Eliphas von Theman und sprach:

Hi 22,2   Kann denn ein Mann Gottes etwas nützen? Nur sich selber nützt ein Kluger.

Hi 22,3   Meinst du, dem Allmächtigen liege daran, daß du gerecht seist? Was hilft's ihm, wenn deine Wege ohne Tadel sind?

Hi 22,4   Meinst du wegen deiner Gottesfurcht strafe er dich und gehe mit dir ins Gericht?

Hi 22,5   Nein, deine Bosheit ist zu groß, und deiner Missetaten ist kein Ende.

Hi 22,6   Du hast etwa deinem Bruder ein Pfand genommen ohne Ursache; du hast den Nackten die Kleider ausgezogen;
Kap 24,9.10; 2. Mose 22,25.26; Jes 58,7

Hi 22,7   du hast die Müden nicht getränkt mit Wasser und hast dem Hungrigen dein Brot versagt;
Matth 25,42.43

Hi 22,8   du hast Gewalt im Lande geübt und prächtig darin gegessen;

Hi 22,9   die Witwen hast du leer lassen gehen und die Arme der Waisen zerbrochen.
Kap 29,12

Hi 22,10   Darum bist du mit Stricken umgeben, und Furcht hat dich plötzlich erschreckt.

Hi 22,11   Solltest du denn nicht die Finsternis sehen und die Wasserflut, die dich bedeckt?

Hi 22,12   Ist nicht Gott hoch droben im Himmel? Siehe, die Sterne an droben in der Höhe!

Hi 22,13   Und du sprichst: "Was weiß Gott? Sollte er, was im Dunkeln ist, richten können?

Hi 22,14   Die Wolken sind die Vordecke, und er sieht nicht; er wandelt im Umkreis des Himmels."

Hi 22,15   Achtest du wohl auf den Weg, darin vorzeiten die Ungerechten gegangen sind?

Hi 22,16   die vergangen sind, ehe denn es Zeit war, und das Wasser hat ihren Grund weggewaschen;
Kap 15,32.33; 1. Mose 7,21

Hi 22,17   die zu Gott sprachen: "Hebe dich von uns! was sollte der Allmächtige uns tun können?"
Kap 21,14

Hi 22,18   so er doch ihr Haus mit Gütern füllte. Aber der Gottlosen Rat sei ferne von mir.
Kap 21,16

Hi 22,19   Die Gerechten werden es sehen und sich freuen, und der Unschuldige wird ihrer spotten:
Ps 107,42

Hi 22,20   "Fürwahr, unser Widersacher ist verschwunden; und sein Übriggelassenes hat das Feuer verzehrt."

Hi 22,21   So vertrage dich nun mit ihm und habe Frieden; daraus wird dir viel Gutes kommen.

Hi 22,22   Höre das Gesetz von seinem Munde und fasse seine Reden in dein Herz.

Hi 22,23   Wirst du dich bekehren zu dem Allmächtigen, so wirst du aufgebaut werden. Tue nur Unrecht ferne hinweg von deiner Hütte
Kap 8,5-7; 11,14-19

Hi 22,24   und wirf in den Staub dein Gold und zu den Steinen der Bäche das Ophirgold,
1. Kön 9,28

Hi 22,25   so wird der Allmächtige dein Gold sein und wie Silber, das dir zugehäuft wird.

Hi 22,26   Dann wirst du Lust haben an dem Allmächtigen und dein Antlitz zu Gott aufheben.
Ps 37,4

Hi 22,27   So wirst du ihn bitten, und er wird dich hören, und wirst dein Gelübde bezahlen.
Ps 50,14.15

Hi 22,28   Was du wirst vornehmen, wird er dir lassen gelingen; und das Licht wird auf deinem Wege scheinen.

Hi 22,29   Denn die sich demütigen, die erhöht er; und wer seine Augen niederschlägt, der wird genesen.
1. Petr 5,5

Hi 22,30   Auch der nicht unschuldig war wird errettet werden; er wird aber errettet um deiner Hände Reinigkeit willen.
Ps 18,21.25

Kapitel 23

Hiobs Antwort an Eliphas: Er verlangt, obwohl ohne Hoffnung, Gott möge ihn vor seinen Richterstuhl stellen

Hi 23,1  Hiob antwortete und sprach:

Hi 23,2   Meine Rede bleibt noch betrübt; meine Macht ist schwach über meinem Seufzen.

Hi 23,3   Ach daß ich wüßte, wie ich ihn finden und zu seinem Stuhl kommen möchte

Hi 23,4   und das Recht vor ihm sollte vorlegen und den Mund voll Verantwortung fassen

Hi 23,5   und erfahren die Reden, die er mir antworten, und vernehmen, was er mir sagen würde!

Hi 23,6   Will er mit großer Macht mit mir rechten? Er stelle sich nicht so gegen mich,

Hi 23,7   sondern lege mir's gleich vor, so will ich mein Recht wohl gewinnen.

Hi 23,8   Aber ich gehe nun stracks vor mich, so ist er nicht da; gehe ich zurück, so spüre ich ihn nicht;

Hi 23,9   ist er zur Linken, so schaue ich ihn nicht; verbirgt er sich zur Rechten, so sehe ich ihn nicht.

Hi 23,10   Er aber kennt meinen Weg wohl. Er versuche mich, so will ich erfunden werden wie das Gold.
Ps 17,3; 139,23.24

Hi 23,11   Denn ich setze meinen Fuß auf seine Bahn und halte seinen Weg und weiche nicht ab

Hi 23,12   und trete nicht von dem Gebot seiner Lippen und bewahre die Rede seines Mundes mehr denn mein eigen Gesetz.

Hi 23,13   Doch er ist einig; wer will ihm wehren? Und er macht's wie er will.

Hi 23,14   Denn er wird vollführen, was mir bestimmt ist, und hat noch viel dergleichen im Sinne.

Hi 23,15   Darum erschrecke ich vor ihm; und wenn ich's bedenke, so fürchte ich mich vor ihm.

Hi 23,16   Gott hat mein Herz blöde gemacht, und der Allmächtige hat mich erschreckt.

Hi 23,17   Denn die Finsternis macht kein Ende mit mir, und das Dunkel will vor mir nicht verdeckt werden.

Kapitel 24

Fortsetzung: Gottes Nachsicht gegen die Gottlosen ist ein Rätsel

Hi 24,1  Darum sind von dem Allmächtigen nicht Zeiten vorbehalten, und warum sehen, die ihn kennen, seine Tage nicht?

Hi 24,2   Man verrückt die Grenzen, raubt die Herde und weidet sie.
5. Mose 27,17

Hi 24,3   Sie treiben der Waisen Esel weg und nehmen der Witwe Ochsen zum Pfande.

Hi 24,4   Die Armen müssen ihnen weichen, und die Dürftigen im Lande müssen sich verkriechen.

Hi 24,5   Siehe, wie Wildesel in der Wüste gehen sie hinaus an ihr Werk und suchen Nahrung; die Einöde gibt ihnen Speise für ihre Kinder.

Hi 24,6   Sie ernten auf dem Acker, was er trägt, und lesen den Weinberg des Gottlosen.

Hi 24,7   Sie liegen in der Nacht nackt ohne Gewand und haben keine Decke im Frost.

Hi 24,8   Sie müssen sich zu den Felsen halten, wenn ein Platzregen von den Bergen auf sie gießt, weil sie sonst keine Zuflucht haben.

Hi 24,9   Man reißt das Kind von den Brüsten und macht's zum Waisen und macht die Leute arm mit Pfänden.

Hi 24,10   Den Nackten lassen sie ohne Kleider gehen, und den Hungrigen nehmen sie die Garben.
Jes 58,7

Hi 24,11   Sie zwingen sie, Öl zu machen auf ihrer Mühle und ihre Kelter zu treten, und lassen sie doch Durst leiden.
Jak 5,4

Hi 24,12   Sie machen die Leute in der Stadt seufzend und die Seele der Erschlagenen schreiend, und Gott stürzt sie nicht.

Hi 24,13   Jene sind abtrünnig geworden vom Licht und kennen seinen Weg nicht und kehren nicht wieder zu seiner Straße.

Hi 24,14   Wenn der Tag anbricht, steht auf der Mörder und erwürgt den Armen und Dürftigen; und des Nachts ist er wie ein Dieb.

Hi 24,15   Das Auge des Ehebrechers hat acht auf das Dunkel, und er spricht: "Mich sieht kein Auge", und verdeckt sein Antlitz.

Hi 24,16   Im Finstern bricht man in die Häuser ein; des Tages verbergen sie sich miteinander und scheuen das Licht.

Hi 24,17   Denn wie wenn der Morgen käme, ist ihnen allen die Finsternis; denn sie sind bekannt mit den Schrecken der Finsternis.

Hi 24,18   "Er fährt leicht wie auf einem Wasser dahin; seine Habe wird gering im Lande, und er baut seinen Weinberg nicht.
1. Mose 49,4

Hi 24,19   Der Tod nimmt weg, die da sündigen, wie die Hitze und Dürre das Schneewasser verzehrt.

Hi 24,20   Der Mutterschoß vergißt sein; die Würmer haben ihre Lust an ihm. Sein wird nicht mehr gedacht; er wird zerbrochen wie ein fauler Baum,

Hi 24,21   er, der beleidigt hat die Einsame, die nicht gebiert, und hat der Witwe kein Gutes getan."

Hi 24,22   Aber Gott erhält die Mächtigen durch seine Kraft, daß sie wieder aufstehen, wenn sie am Leben verzweifelten.

Hi 24,23   Er gibt ihnen, daß sie sicher seien und eine Stütze haben; und seine Augen sind über ihren Wegen.

Hi 24,24   Sie sind hoch erhöht, und über ein kleines sind sie nicht mehr; sinken sie hin, so werden sie weggerafft wie alle andern, und wie das Haupt auf den Ähren werden sie abgeschnitten.

Hi 24,25   Ist's nicht also? Wohlan, wer will mich Lügen strafen und bewähren, daß meine Rede nichts sei?

Kapitel 25

Bildads dritte Rede: Was ist der Mensch vor Gott!

Hi 25,1  Da antwortete Bildad von Suah und sprach:

Hi 25,2   Ist nicht Herrschaft und Schrecken bei ihm, der Frieden macht unter seinen Höchsten?

Hi 25,3   Wer will seine Kriegsscharen zählen? und über wen geht nicht auf sein Licht?

Hi 25,4   Und wie kann ein Mensch gerecht vor Gott sein? und wie kann rein sein eines Weibes Kind?
Kap 9,2

Hi 25,5   Siehe, auch der Mond scheint nicht helle, und die Sterne sind nicht rein vor seinen Augen:
Kap 15,15

Hi 25,6   wie viel weniger ein Mensch, die Made, und ein Menschenkind, der Wurm!
Kap 4,19.20

Kapitel 26

Hiobs Antwort an Bildad: Er zeigt, wie auch er die unergründliche Majestät Gottes anerkenne

Hi 26,1  Hiob antwortete und sprach:

Hi 26,2   Wie stehest du dem bei, der keine Kraft hat, hilfst dem, der keine Stärke in den Armen hat!

Hi 26,3   Wie gibst du Rat dem, der keine Weisheit hat, und tust kund Verstandes die Fülle!

Hi 26,4   Zu wem redest du? und wes Odem geht von dir aus?

Hi 26,5   Die Toten ängsten sich tief unter den Wassern und denen, die darin wohnen.

Hi 26,6   Das Grab ist aufgedeckt vor ihm, und der Abgrund hat keine Decke.
Spr 15,11

Hi 26,7   Er breitet aus die Mitternacht über das Leere und hängt die Erde an nichts.

Hi 26,8   Er faßt das Wasser zusammen in seine Wolken, und die Wolken zerreißen darunter nicht.
Ps 104,3

Hi 26,9   Er verhüllt seinen Stuhl und breitet seine Wolken davor.

Hi 26,10   Er hat um das Wasser ein Ziel gesetzt, bis wo Licht und Finsternis sich scheiden.
Kap 38,10.11; Spr 8,27-29

Hi 26,11   Die Säulen des Himmels zittern und entsetzen sich vor seinem Schelten.

Hi 26,12   Von seiner Kraft wird das Meer plötzlich ungestüm, und durch seinen Verstand zerschmettert er Rahab.

Hi 26,13   Am Himmel wird's schön durch seinen Wind, und seine Hand durchbohrt die flüchtige Schlange.
Jes 27,1

Hi 26,14   Siehe, also geht sein Tun, und nur ein geringes Wörtlein davon haben wir vernommen. Wer will aber den Donner seiner Macht verstehen?

weiter: HIOB Kapitel 27 bis 42
 



















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